Neu sind diese beiden Techniken beileibe nicht mehr, doch befinden sie sich auf einem interessanten Entwicklungsweg: Die Augmented Reality, kurz AR, und die Virtual Reality, kurz VR, haben beide schon ihre individuellen Anwendungsgebiete erobert – allerdings nur zu einem gewissen Maß.
Von einer neuen digitalen Revolution sind wir aber noch weit entfernt, eher handelt es sich um zwei technische Entwicklungsstränge, die noch darauf warten, in vollem Maße zur Geltung zu kommen.
VR treibt die Präsenz im Spiel auf die Spitze
Die Virtual Reality lässt sich ganz leicht erklären: Vor den Augen des Betrachters entstehen dreidimensionale virtuelle Räume, die sich begehen und erkunden lassen. Dafür muss sich der Nutzer eine sogenannte VR-Brille aufsetzen, welche die passenden optischen Effekte erzeugt. Von der realen Welt ist dabei nichts mehr zu sehen, nur noch der digitale Schein bleibt bestehen.
Wird das Ganze noch mit Handsensoren und einem Mehrkanal-Soundsystem ergänzt, ergibt sich ein wirklich starker Gesamteindruck, der dazu führt, dass der User mit Haut und Haaren ins Geschehen abtauchen kann.
Kein Wunder, dass diese Technik hauptsächlich im Gaming-Sektor Verwendung findet! Jeder Ego-Shooter und jedes Adventure wartet schließlich geradezu auf solche Möglichkeiten, die die Präsenz im Spiel auf die äußerste Spitze treiben. Die entsprechende Hardware ist allerdings noch recht teuer und die technische Entwicklung längst nicht am Ende angelangt.
Darum hält sich die Verbreitung von VR bislang noch in Grenzen – aber so ist es ja meistens, wenn sich etwas Neues etabliert: Der Boom folgt normalerweise erst mit einiger Verzögerung, wenn die breite Masse von den jeweiligen Produkten vollauf überzeugt ist. Aktuell gelangen immer mehr VR-Spiele auf den Markt, das dürfte die Neugier und Kauflust noch einmal deutlich steigern.
Auch AR lässt sich auf dem Gaming-Sektor nutzen
Die Augmented Reality wird aktuell eher im gewerblichen Bereich genutzt, Pokemon Go hat aber auch gezeigt, dass AR durchaus Potenzial für den Gaming-Sektor bereithält. Dieses wird sich aber auf bestimmte Nischen reduzieren – so zumindest die aktuelle Meinung. Eine dieser Branchen könnte die Casino Industrie sein. Online Casinos versuchen bereits aktuell durch das sogenannte Live Casino eine authentische Erfahrung bestmöglich zu generieren.
Dabei wird ein realer Croupier gefilmt und über das Internet gestreamt. Mit AR sitzt der professionelle Kartengeber dann plötzlich am eigenen Wohnzimmertisch, zumindest, wenn der User sein Smartphone oder Tablet entsprechend ausrichtet.
Und genau das ist es auch schon, was die Augmented Reality ausmacht: Sie verbindet die reale Welt mit dem digitalen Raum und verschmilzt beides zu einer optischen Einheit. Die bunten Kreaturen aus Pokemon Go tauchen schließlich auch in Nachbars Garten, im Park und auf der Stadtmauer auf, so, als seien sie Teil unserer Wirklichkeit. Sehen kann sie freilich nur jemand, der mitspielt und dabei auf sein Handy-Display starrt.
3D-Visitenkarten und anschauliche Stadtführungen
Die Augmented Reality lässt sich allerdings auch wunderbar dafür nutzen, architektonische oder städtebauliche Veränderungen schon im Voraus sichtbar zu machen. Damit werden Planungen von Architekten, Landschaftsgärtnern und Städteplanern sehr viel anschaulicher und lassen sich besser bewerten und vielleicht auch korrigieren.
Im Kleinen findet die AR Verwendung im Marketing-Bereich, zum Beispiel zur Generierung dreidimensionaler Visitenkarten oder als digitale Ausschmückung von Messeständen.
Die Stadt Rheda-Wiedenbrück hat sich einen Namen gemacht, indem sie die erste AR-Stadtführung Deutschlands implementierte und dabei richtig kreativ wurde. Touristen aber auch Einheimische können nun erleben, wie der historische Stadtkern zum Leben erwacht! Wer die entsprechende App startet und das Handy oder Tablet auf ein Gebäude richtet, der bekommt spannende Spielszenen und Informationen serviert.
Auch alte Stadtansichten lassen sich abrufen, sodass sich für interessierte Spaziergänger ein wirklich schönes Gesamtbild ergibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Beispiel Schule macht, erscheint ziemlich hoch, denn es handelt sich um eine sehr anschauliche, zeitgemäße Ergänzung zu den üblichen Stadtführungen.
Zwei Techniken mit hohem Zukunftspotenzial
Beide Techniken besitzen also ihr spezielles, weiterhin ausbaufähiges Potenzial. Sie sind noch nicht vollständig in der Gesellschaft angekommen, bei vielen Menschen sogar noch gänzlich unbekannt. Und trotzdem lauern sie im Hintergrund, schaffen sich allmählich Raum und inspirieren Fachleute dazu, immer wieder neue Anwendungen zu schaffen.
Es stehen noch zahlreiche Optionen offen, an die wir teilweise noch gar nicht denken, und doch sind sie da und harren darauf, entdeckt und erobert zu werden. Konferenzen müssen beispielsweise in Zukunft gar nicht mehr an einem festen Ort stattfinden, man kann sich einfach digital versammeln, optisch und akustisch miteinander vereint. Das spart Zeit und Geld, ohne dass die menschliche Kommunikation darunter leiden muss.
Die Ergebnisse von Schönheitsoperationen lassen sich bald schon im Voraus authentisch visualisieren, ebenso wie anstehenden Restaurierungs-Projekte oder Straßenbauvorhaben. Die Virtual Reality entführt uns demnächst vollständig an fremde Orte, zum Beispiel zum Sonnenaufgang in die Kalahari oder auf den Mount Everest.
Der kurze Strandurlaub in der Mittagspause wird dann ebenso möglich wie das stückweise Begehen des Jakobswegs, ohne jemals wirklich dort gewesen zu sein. Das alles ist zwar kein echter Ersatz für eine wirkliche Reise, denn wer kann schon seine Füße in digitale Wellen tauchen?
Doch birgt sich ein hoher Erholungswert in solchen virtuellen Urlaubserlebnissen, sozusagen ein Holiday-to-go-Effekt.
Ja, es geht aktuell nicht besonders schnell voran mit VR und AR. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Sache im Sand verläuft, eher im Gegenteil: Wir haben noch richtig viel vor uns!